Dienstag, 21. August 2012

(K)eine Sackgasse mit Gott

Liebe Leser,

In der zweiten August-Woche hatten wir etwas ganz besonderes erlebt. Darüber möchte ich ein paar Zeilen schreiben.

Einen Tag bevor die Gemeinde über unsere Sache beriet und entschied (siehe letzten Blogpost), leuchtete in unserem Auto die Motorkontrolleuchte auf. In der Woche darauf fuhr ich also zur Werkstatt um den Fehler feststellen zu lassen. Wie sich herrausstellte, war der Haupt-Chip des Autos, quasi das elektronische Herz des Autos (seit den 90er Jahren hat ja jedes Auto einen kleinen Computer der die Bordelektronik überwacht, Fehler speichert und meldet) defekt. Ein neuer Chip müsste also vom Hersteller neu bestellt, eingebaut und programmiert werden.  Das Auto fuhr zwar noch, doch ich wurde gewarnt, dass es jeder Zeit stehen bleiben könnte weil die Bordelektronik komplett aussetzen würde. Kostenpunkt für die Reparatur $1300!!!

Dieses Geld konnten wir unmöglich aufbringen. Ein anderes Auto zu kaufen war ebenso unmöglich. Und ohne Auto kommt man hier in den USA, und besonders in Texas, nicht aus. Gegenwärtige Temperaturen von bis zu 43 Grad mache es unmöglich sich zu Fuss auf lange Strecken zu begeben. Nach 1km ist man völlig dehydriert. Außerdem liegen die Einkaufszentren so weit entfernt, dass man selbst bei angenehmeren Temperaturen nicht dorthin gehen könnte. Kurz gesagt: Als Familie hier zu leben ohne Auto ist so gut wie unmöglich.

Also: Reparatur und Kauf eines anderen Autos waren unmöglich. So lange das Auto noch fuhr, entschieden wir uns das Auto zu verkaufen, den Haushalt aufzulösen, die Koffer zu packen und so schnell wie möglich nach Deutschland zurückzugehen. Um ehrlich zu sein: so hatten wir uns unseren Abschied hier nicht vorgestellt. Wir wollten doch so gerne unsere gesteckten Ziele (Examen, Vorentwurf [siehe letzten Blogpost]) erreichen, bevor wir zurückkehren. Jetzt zurückzukehren würde vieles schwieriger (wenn nicht unmöglich) machen. Ich müsste in Deutschland die restlichen 90 Bücher lesen (und ich hätte keine andere Wahl als diese alle zu kaufen weil wir dort ja keine Bibliothek in der Nähe haben, welche diese Bücher führt), für das Examen lernen, und den Vorentwurf fertigstellen. Hinzu kommt noch: Was sollten wir der Gemeinde sagen, wenn sie doch einen Monat zuvor uns eine Halbbeistelle ab April 2013 bewilligt hatte, und wir nun mit unerreichten Zielen frühzeitig zurückkehren? Zweifellos würde es viele (gesprochene und unausgesprochene) Fragen geben, denen wir uns stellen müssten. Aber wenn Gott das alles so geführt hatte weil er tatsächlich unsere vor- vorzeitige Rückkehr will, waren wir als Familie bereit es zu akzeptieren.

Also verkaufte ich das Auto. Dabei rieten mir einige Händler (die da Auto in diesem Zustand nicht wollten) ihn übers Internet an irgendeinen ahnungslosen Idioten zu verkaufen, und den schlechten Zustand des Auto mehr oder weniger zu verschweigen. Das konnte ich aber unmöglich mit meinem Gewissen vereinbaren. Lieber $1000 weniger als nachher sein Leben lang nicht zu wissen, ob der ahnungslose Käufer nicht am nächsten Tag irgendwo auf der Autobahn stehen blieb. Nichtsdestotrotz war ein Händler bereit das Auto für einen weit geringeren Preis mir ab zukaufen. Obwohl das für mich bitter war, fühlte ich mich dennoch besser als wenn ich es wie oben beschrieben verkauft hätte.

Nun ging ich vom Händler der mir gerade unser Auto abgekauft hatte nach hause (ca. 3 Blocks) und dachte: OK das war's. Es geht tatsächlich nach Deutschland ... und zwar so schnell wie möglich. SO hatte ich mir unseren Abschied hier nicht vorgestellt. Es war irgendwie bitter und ich musste mit den Tränen kämpfen. Aber wenn Gott wirklich wollte, dass wir unter eben DIESEN Umständen zurückgehen, dann soll es auch so sein. Zu Hause angekommen suchten wir im Internet schonmal nach Flugtickets für den September. Aber da die Dollars noch nicht in EURO (dauert ein paar Tage) umgewandelt waren, konnten wir eh noch nicht buchen.

Als wir dann abends die Kinder zu Bett brachten, rief Marinas ehemaligen Englischlehrerin und gute Freundin und sagte uns, dass sie schon seit einiger Zeit ihr Auto verkaufen wollte, es bisher aber noch nicht geklappt hätte. Wenn das Auto der einzige Grund wäre, dass wir vorzeitig abreisen müssten, würden sie uns das Auto für $10 verkaufen!!! Nur sollten wir ihr es dann vor unserer Abreise wiederum für $10 zurückverkaufen. Wir waren total perplex und überrascht. Die Gefühle und Gedanken in unseren Köpfen lassen sich kaum in Worte fassen. Hier bot uns doch tatsächlich jemand völlig kostenlos ein Auto an!! Wir hatten also tatsächlich die Möglichkeit wie geplant erst einmal unsere gesteckten Ziele zu erreichen bevor wir dann im März 2013, wie ursprünglich geplant, hier die Zelte abbrechen würden.

Und wieder einmal hat Gott uns seine wunderbare Fürsorge und Größe gezeigt. Wieder einmal wurde mir klar: wenn wir am Ende sind, keinen Ausweg mehr sehen -- ist Gott noch lange nicht am Ende. Er hat Quellen und Möglichkeiten die wir uns nicht einmal im Traum vorstellen können. Noch mehr: Er hat unseren Weg hier die ganze Zeit gelenkt, uns an unsere Grenzen gebraucht und uns alles genommen, damit völlig klar wird, dass ER ist ist, der uns hier führt und herausführt. Nach diesem Erlebten noch an Gottes Souverenität und Führung zu zweifeln muss nackter Unglaube sein. Dieses Erlebte hat uns nocheinmal bewusst gemacht: wir sind hier, weil Gott uns hier hin gestellt hat. Wir bleiben hier, solange ER will dass wir hier bleiben. Und wenn wir manchmal nicht weiterkommen und es scheint, dass wir am Ende sind, ist bei ihm noch lange kein Ende. BEI GOTT GIBT ES KEINE SACKGASSEN!!!

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